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Die zwei Alleingeburtsberichte meiner Freundin Georgina Szabo

Meine liebe Freundin und Kollegin Georgina hat ebenfalls zwei ihrer drei Kinder als Alleingeburt zuhause auf die Welt gebracht. Nach einer traumatischen Geburt im Krankenhaus hat sie sich dazu entschieden, dass sie ihre Kinder ab sofort nur noch in dringend notwendigen Fällen (medizinische Kontraindikationen) in einer Klinik gebären wird.

Bilder von Barbara Godek

Doch zuerst ein paar Worte über Georgina Szabo:

Georgina ist 30 Jahre alt und Mama von zwei Söhnen und einer Tochter. Sie lebt zusammen mit ihrer jungen Patchworkfamilie in Heilbronn. Sie ist zertifizierte Trageberaterin und Trageexpertin und berät ihre Kunden am liebsten online. Um euch selbst ein Bild von ihr zu machen könnt ihr gerne ihre Homepage, ihren Instagram-Account oder ihre Facebook-Seite besuchen.

Georgina nach der Klinikgeburt ihres ersten Sohnes

Wie hat sie sich auf die Alleingeburten vorbereitet?

Diese Frage ist mir immer sehr wichtig, um Schwangeren einen Einblick in die Geburtsvorbereitung von anderen Müttern zu geben. Somit zeige ich euch zusätzlich zu jedem Geburtsbericht immer, wie hier vorgegangen wurde.

Bilder von Barbara Godek

Ihre Ausrüstung für die Alleingeburt:

  1. rotes Handtuch*
  2. selbstgehäckeltes Nabelschnurbändchen
  3. Schere für die Nabelschnur*
  4. Eimer für die Plazenta
  5. Weleda Calendula Essenz* (erste Hilfe bei Verletzungen)
  6. Wickelunterlagen*
  7. aufblasbares Krokodil, falls das Baby runter fällt (hier würde auch eine Luftmatratze* oder ähnliches gehen)
  8. Geburtsöl von der Bahnhofsapotheke (Massage, Brustwarzenstimulation)
  9. Muskatellersalbeiwasser für heftige Wellen
  10. Rosenwasser falls die Wellen plötzlich aufhören

Der erste Alleingeburtsbericht von ihrem zweiten Sohn:

Georgina nach der Alleingeburt ihres zweiten Sohnes

„Schon 3 Wochen vor dem errechneten Termin hatte ich fast jeden Tag das Gefühl, dass die Geburt gleich los geht. Ich hatte starke, unregelmäßige Vorwehen. In der Nacht vor der Geburt hatte ich Wassereinlagerungen in den Beinen und Probleme mit dem Stuhlgang. Das Baby lag in der richtigen Position, dafür hatte ich sehr viele Übungen und Bauchtanz gemacht. In der Nacht hatte ich Albträume und wachte um 3:30 Uhr auf. Ich musste ständig aufs Klo gehen und plötzlich bemerkte ich den abgegangenen Schleimpropf. Mein Bauch wurde auch optisch kleiner und ich bekam starke, regelmäßige Wellen. Ich entschloss mich erst noch den Abwasch zu machen. Währenddessen kreiste ich meine Hüften.


Um 6:30 Uhr nahm ich ein warmes Bad, trank etwas Himbeerblättertee, aß eine Banane und wollte noch ein letztes Babybauchfoto machen. Ich musste sehr oft aufs Klo rennen. Was die letzten Tage zurück gehalten wurde, wollte jetzt alles raus.
Um 10 Uhr war ich sehr müde, ich legte mich hin und fiel sofort in Tiefschlaf.

 

Als ich nach einer Stunde aufwachte waren die Wellen weg. Ich war enttäuscht und entschloss spazieren zu gehen. Ich wollte unbedingt Pancakes essen.
Ich ging alleine los, mein Mann wollte nicht mitkommen. Es ging mir sehr gut, aber ich brauchte frische Luft. Als ich um 14 Uhr in die Wohnung zurückkam, kamen auch die Wellen wieder zurück. Während ich die Wellen veratmete schaute ich mir noch einen Livestream von meinem Coach an. Es hat mir sehr geholfen, die Wellen nicht zu ernst zu nehmen, deshalb waren sie nicht so schmerzhaft. Ich machte mir eine grosse Tasse Himbeerblättertee und entschied mich Baden zu gehen. Ich zündete eine Kerze an. Nur das Licht der Kerze tanzte im dunklen Bad. Ich entspannte mich und fokussierte mich auf mein Baby und seine Bewegungen. Starke Wellen veratmete ich.


Ich rief Patrick zu mir, da ich aus der Badewanne rauswollte. Ich legte den Boden des Kinderzimmers mit Unterlagen aus und stellte den Pezziball drauf. Ich wollte nun nackt bleiben, so fühlte ich mich am wohlsten. Ich legte mich im Vierfüsslerstand auf den Ball, mein Freund massierte mir meinen Rücken.
Dann wollte ich wieder in die Badewanne zurück, merkte aber schnell, dass diese viel zu eng war. Mir wurde richtig kalt. Das Wasser selber war warm. Daraufhin dachte ich nur: ‘Jetzt dauert es nicht mehr lange!’

 

Ich wollte raus aus der Badewanne, nahm einen Hocker unter meinen Ellbogen als Stütze und schwang meine Hüfte im Vierfüsslerstand hin und her. Mein Freund streichelte meinen Rücken. Mir wurde sehr warm. Daraufhin fächerte mir Patrick Luft mit einem Handtuch zu. Ich war wie in Trance, konnte aber trotzdem reden. Kurze Zeit später fühlte ich einen Druck und bekam Presswehen. Mit der nächsten Wehe platzte die Fruchtblase.


Ich war sehr erleichtert und ließ das Fruchtwasser mit Hüftenkreisen ab.
Ich tastete nach dem Köpfchen und bemerkte etwas komisches. Als es halbwegs draussen war sah Patrick, dass es nur die Fruchtblase war. Ich musste noch 4x pressen und schon ist mein Baby rausgeflutscht. Zwischen den Wellen hatte ich genug Zeit um mich zu erholen. Das war völlig neu für mich in meinem eigenen Tempo die Austreibungsphase zu erleben. Der Kleine schrie sofort und ich nahm ihn auf meine Brust. Patrick und ich waren beide völlig in Extase.



Die Geburt war friedlich, entspannt und liebevoll. Auf die Plazenta warteten wir 2 Stunden und dann durchtrennten wir den Nabelschnur und banden diese mit einem Bändchen ab.“

Der zweite Alleingeburtsbericht von ihrer Tochter:

Georgina nach der Alleingeburt ihrer Tochter

„Ein Tag vor der Alleingeburt
40+2

Die Tage vor der Geburt hatte ich leichte Kopfschmerzen in der linke Stirnseite gehabt. Am Abend zuvor wachte ich nach 1 Stunde Schlaf um 10 Uhr mit Kopfschmerzen wieder auf. Ich nahm eine 200er Ibu, die auch geholfen hatte und konnte so bis um 2 Uhr schlafen, bis ich merkte, dass ich ziemlich flüssigen, glitschigen Ausfluss hatte. Kontraktionen hatte ich auch, aber ich bin erstmal liegen geblieben, so dass ich noch Kraft sammeln und etwas schlafen konnte.

Als die Wehen stärker wurden, konnte ich nicht mehr liegen bleiben. Mein Mann schnarchte sehr laut neben mir. Die Kinder schliefen auch noch!

2:18 merkte ich eine starke Wehe:
Die Geburtsreise hat begonnen.
Ich versuchte meinen Mann zu wecken um Bescheid zu geben, dass es jetzt soweit ist, doch er schlief viel zu fest… Und schnarchte sehr laut.
2:29 hockte ich auf dem Klo und veratmete ein paar Wehen. Ich war hell wach, mir ging’s eigentlich ganz gut, nur die Kopfschmerzen spürte ich manchmal an meiner linken Stirnhälfte. Es war aber zum Glück besser als vor dem Schlaf.

2:45
Ich ging zurück ins Bett und hörte die Regenbogenrelaxation (Hypnobirthing) an. Schlafen konnte ich nicht mehr, ich war viel zu aufgeregt und hungrig. Ich machte mir ein leckeres Sandwich und einen Himbeerblättertee und hörte meine Meditation an.

3:58
Ich ließ mir dann warmes Wasser in die Badewanne ein und zündete eine Kerze an.

4:13
Ich war im Wasser, das Baby strampelte fröhlich rum und ich spürte wie sich mein Muttermund sanft öffnete. Ich war jetzt wieder etwas müder, deshalb hörte ich meine Meditationsmusik an und entspannte mich.

5:00
Ich war müde, aber ich spürte wie mein Körper die richtige Hormone produzierte, um die Geburt in Gang zu bringen. Unterleibs- und untere Rückenschmerzen signalisierten, dass alles gut läuft! Ich war im Vertrauen und in Liebe! Ich ließ los!

Ich bin ins Bett gegangen und fiel sofort im Tiefschlaf.

7:00
Wir standen auf. Ich konnte doch noch echt gut schlafen. Für den Kleinen habe ich Sachen für die Oma eingepackt, mein Mann fuhr mit ihm erstmal in die Arbeit und danach zur Oma und kam dann zurück. Für den Großen versuchte ich bei meiner Freundin Betreuung zu bekommen, sie schlief wahrscheinlich noch, aber der Grosser blieb in seinem Zimmer und schaute ein Märchen an. Ich fühlte mich ungestört und unbeobachtet. Mir ging es fantastisch und ich entspannte mich auf dem Klo.

9:20
Der Großer ging dann auch zu seiner Oma, während ich die Wehen veratmete und in die Hocke ging. Ich saß auf dem Klo und ließ alles raus was raus wollte.

10:00
Der Großer wurde abgeholt und ich bekam richtig gute Wehen, im Unterleib zog es richtig, das hieß, der Muttermund öffnete sich super. Ich hielt mich weiterhin gerne auf dem Klo auf und kreiste mit meiner Hüfte. Mein Mann kam wieder zurück, wir lachten noch etwas und er aß gebratene Maultaschen zum Frühstück. Für mich hatte die Oma Maultaschensuppe mitgegeben. Ich aß erstmal meine Energiekugel mit Feigen auf.

10:30
Der Muttermund hatte sich vollständig geöffnet und ich konnte das Köpfchen des Babys tasten. Ich spürte, dass das Baby viele Haare hatte.

11:00
mein Mann massierte meinen Rücken und es tat mir so gut.

12:00
Ich aß meine Maultaschensuppe.
Nach einem langem Badewannenaufenthalt wurde ich müde und legte mich hin. Danach hatte ich wieder Hunger und machte mir noch ein Sandwich.

Am Nachmittag hatte ich hin und wieder gute Wehen, jedoch nicht so intensive. Ich war etwas enttäuscht.
16:00
Gingen wir dann mit meinem Mann zu zweit spazieren.

Ab 17 Uhr hatte ich zwar Wehen, aber ich war ziemlich erschöpft. Ich lag auf dem Sofa und schaute mir mit meinem Mann lustige Videos von Stefan Raab und Joko+Klaas an.
Mein Mann fuhr los zur Oma, um den Kleinen abzuholen. Sie kamen kurz vor 21 Uhr zurück, ich war sehr müde und bin schlafen gegangen.

22:00 wachte ich auf einmal mit starken Wehen auf und musste meine Blase entleeren.

Um 23:00 kamen die regelmäßigen Wehen wieder zurück.

17.09.2020 Tag der Alleingeburt
40+3

00:14 ging ich aufs Klo, um die Wehen richtig mit Stöhnen zu veratmen.

00:30 weckte ich meinen Mann, damit er regelmäßig nach mir schaute, denn das Baby wird bald geboren werden.

1:00 wurden die Wehen richtig heftig. Ich gab Muskatellersalbeiwasser auf ein kleines Handtuch und legte es auf meinen unteren Bauchbereich, das linderte den Schmerz. Ich konzentrierte mich aufs loslassen, deshalb sagte ich für mich laut mit Stöhnen mein Mantra: “lass looooossss, lasss loooosss” mein Mann war bei mir, brachte mir was zum Trinken, wechselte die Unterlagen, half mir aufzustehen und massierte mir meinen unteren Rücken mit Öl.

2:00 gingen wir lieber ins Badezimmer, ich stieg in die Badewanne und ließ warmes Wasser von der Brause auf meinen Bauch fließen. Es tat richtig gut, da die Wehen sehr schmerzhaft waren. Ich musste aber bald raus aus der Badewanne. Mein Mann half mir beim Aussteigen.

2:48
Die Fruchtblase platzte, was für mich eine große Erleichterung war. Ich began mit Hüftkreisen, um das Fruchtwasser ablaufen zu lassen.

Ich suchte die richtige Position um das Baby zu gebären. Am besten fand ich als mein linkes Bein angewinkelt stand während ich auf meinem rechten Bein kniete und meinen Po seitlich an der Badewanne abstützte. Mein Oberkörper war aufrecht, so dass ich mich gut festhalten konnte. So kam das Babyköpfchen mit Pressdrang sanft in 4 Etappen raus. Dann hatte ich meinem Mann gesagt, dass er das Köpfchen nicht anfassen soll. So drehte der Körper, dass ich mit dem nächsten Wehen die Schultern und den Körper gebären konnte.

3:10 wurde das Babymädchen geboren. Sie landete in Papas Armen und er überreichte sie mir zwischen meinen Beinen. Die Geburt war intensiv, heilsam und trotzdem sanft.

Nach 20 Min. Hatten wir die auspulsierte Nabelschnur mit einer scharfen Schere durchgetrennt und mit der selbstgehäkelten Schnur abgebunden.

Danach gebar ich in der Badewanne die Plazenta und legte sie dann in einen Plastikeimer.“

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