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Mein Weg zur Alleingeburt als Erstgebärende

Sommer 2017. Ich war das erste Mal schwanger mit unserem Wunschkind. Ein Jahr zuvor lernte ich Yoga kennen. Eine Freundin hatte mir ein paar Asanas beigebracht – am Strand von Teneriffa. Für mich war klar, ich möchte unbedingt Yoga in der Schwangerschaft praktizieren, um meinen Körper fit zu halten und mich damit auf die Geburt vorzubereiten. Doch da ich leider aus Zeitgründen keinen Kurs besuchen konnte, besorgte ich mir das Buch „Schwangerschaft schafft Heldinnenkraft“ von Doris Moser*.

Hier wurden unter der Rubrik „Die körperliche Ebene“ Ernährungstipps gegeben, Tipps wie man sich selbst untersuchen kann und neun Yoga Asanas vorgestellt. Somit war meine erste Schwangerschaft auch der Startschuss für meine Yogaliebe. In dem Buch von Doris Moser wurde aber neben der körperlichen auch die mentale Ebene angesprochen. Hier wurde kurz und knapp alles Wichtige aufgezeigt.

Während ich das Buch las, wurde mir mehr und mehr klar, dass ich unter keinen Umständen (außer natürlich aus gesundheitlichen) in einem Krankenhaus gebären möchte. Ich habe mich noch nie wohlgefühlt in einem Krankenhaus. Ich war selber nicht oft dort und wenn dann habe ich mich meist früher selbst entlassen. Doch selbst wenn ich jemanden in einer Klinik besucht hatte, überkam mich jedes Mal ein Gefühl des Unbehagens. Nein – das war für MICH kein Ort, an dem ich loslassen und mich öffnen konnte, was ja für eine Geburt essentiell ist. Natürlich bin ich dankbar für unser Gesundheitssystem und dass wir im Notfall so viele Möglichkeiten haben. Aber für mich sind Kliniken dafür da, dass man eben dorthin geht, wenn man krank ist oder irgendwelche Probleme hat.

So teilte ich dies auch meinem Partner mit. Jedoch war dieser alles andere als begeistert von meinem Wunsch. Er meinte, dass eine Geburt so unsicher wäre und man doch mit einem Krankenhaus alle möglichen Sicherheiten hätte. In dem besagten Buch von Doris Moser gab es hinten eine Reihe von interessanten Buchtipps. So zog mich ein Buch förmlich an: „Alleingeburt“ von Sarah Schmid*. Ich meinte zu meinem Mann, ob wir nicht dieses Buch lesen könnten, um uns dann danach gemeinsam zu entscheiden, wo ich das Kind zur Welt bringen werde. Schließlich haben wir uns ja davor überhaupt nicht mit dem Thema Geburtsort auseinandergesetzt und konnten bisher nur auf Grund der Meinung und Erfahrungen anderer ein Urteil bilden. Mein Mann willigte zum Glück ein und wir lasen immer wieder zusammen in dem Buch.

Ein Gedicht von Sarah Schmid, das während der Vorbereitung auf ihre erste Alleingeburt entstand. Es ist auf der ersten Seite ihres Buches abgebildet.

Zuvor schwebte mir immer eine Hausgeburt mit Hebamme vor. Doch als wir mit dem Buch fertig waren, war es mein Mann der sagte: „Schatz, das packen wir auch alleine – wir brauchen da niemanden dazu. Du bist geboren, um zu gebären!“ Und somit fingen wir an, uns intensiv mit dem Thema Geburt, insbesondere Alleingeburt zu beschäftigen. Wir ließen uns alle Möglichkeiten offen. Wir besuchten die Kreissaal-Führung trotzdem und ich suchte nach Hausgeburtshebammen als Backup. Doch leider wohnen wir in einem kleinen Dorf, wo es damals vielleicht drei Hausgeburtshebammen im Umkreis gab, die natürlich dann alle schon ausgebucht waren. Sie erzählten mir, man müsse am besten schon bevor man schwanger ist nach einer Hebamme für eine Hausgeburt suchen. Somit hat sich das Thema von selbst erledigt.

Das Buch, das uns den Weg zur Alleingeburt ebnete

Da uns dieses Buch so viel geholfen hat und uns beiden (meinem Mann und mir) unsere Ängste und Sorgen nahm, möchte ich es euch hier von Herzen weiterempfehlen. Ich bin der Meinung, dass jede Schwangere es lesen sollte, egal ob sie eine Haus- oder Alleingeburt oder eine Klinikgeburt als für sich stimmig empfindet. Das Buch liefert auf 239 Seiten so viel geballtes Wissen über die Schwangerschaft, alle möglichen Untersuchungen, die Geburt mit ihren möglichen Komplikationen und wie man mit diesen umgeht und über die erste Zeit mit dem Baby. Für mich gilt auch hier der Grundsatz „Wissen ist Macht“. Denn wenn du hier gut informiert bist, ist es für dich leichter für deine Interessen und selbstverantwortlich für dich und dein Baby einzustehen. Du hast einfach eine andere Grundlage, wenn es darum geht, dich für bestimmte Untersuchungen und Behandlungen zu entscheiden. Natürlich war ich auch in einem hebammengeleiteten Geburtsvorbereitungskurs, der auch nicht schlecht war, aber es hätte einfach den Rahmen dieses Kurses gesprengt, wenn die Hebamme versucht hätte diese ganzen Informationen in den Kurs zu packen.

Auch heutzutage schlage ich immer mal wieder etwas nach.

Das Buch ist in neun Teile gegliedert:

  1. Einleitung

Hier erfährst du Sarahs Geschichte und die Geburtsberichte ihrer ersten vier Kinder.

  1. Über Verantwortung, Angst und Sicherheit

Hier bekommst du wichtige Fakten und Studien zu den oben genannten Themen an die Hand und wirst dazu angeregt, dich damit auseinanderzusetzen, was DU wirklich willst und brauchst

  1. Ernährung als Schlüssel für eine gute Schwangerschaft und Geburt

Hier gibt Sarah Ernährungstipps und Informationen über die wichtigsten Mineralstoffe und Vitamine.

  1. Schwangerschaft praktisch

Dieser Teil des Buches widmet sich den Fragen, wie die Schwangerschaft verläuft, wer der richtige Geburtsbegleiter ist, was im Mutterpass steht, wie die bestimmten Schwangerenvorsorgeuntersuchungen ablaufen und wie wichtig sie sind, welche Komplikationen und Probleme in der Schwangerschaft auftauchen können, wie du selbst die Lage des Kindes ertastest und spürst ob es dem Baby gut geht und was man für die Geburt alles benötigt (vor allem für eine Alleingeburt).

  1. Geburt praktisch

Hier werden die einzelnen Phasen der Geburt thematisiert. Außerdem gibt es ein „Was wäre, wenn…“ Kapitel, das für mich fast das wichtigste war. Hier werden alle Komplikationen, die während einer Geburt auftreten können beschrieben und wie man damit umgehen kann. Ich habe mir diese extra in Stichpunkten rausgeschrieben, dass mein Mann im Ernstfall schnell alles zur Hand hatte und dort nachschauen konnte. Wir haben die Zettel zwar nie gebraucht, aber sie gaben mir ein Gefühl der Sicherheit. Des Weiteren schreibt sie über den Schmerz, den Damm, die Nabelschnur, die Plazenta und über die „Freie Geburt unter erschwerten Umständen“. Auch für viele Frauen wichtig, die sich für diesen Weg entscheiden, ist der Notfallplan und wie es rechtlich aussieht.

  1. Ein Kapitel von Männern für Männer

Hier kommen Männer zu Wort und erzählen wie sie ihren Weg zur Alleingeburt erlebt haben.

  1. Wenn das Baby da ist

Zuerst geht es hier um „die erste Stunde nach der Geburt“ und dann um viele Themen, die einer Familie das Leben mit Baby erleichtern können, wie zum Beispiel das Stillen, schlafen im Familienbett, pucken, Babytragen, wickeln und windelfrei. Außerdem geht es hier um den Wochenfluss, das Gefühlschaos, das eine Frau im Wochenbett erleben kann, über die Meinungen anderer, die Behördengänge und die selbstbestimmte Mutterschaft.

  1. Alleingeburt – Mütter erzählen

Hier erzählen bis zu 30 Frauen, wie sie ihre Babys selbstbestimmt und allein geboren haben.

  1. Anhang

Im letzten Teil des Buches findest du weitere empfehlenswerte Bücher, Webseiten, Blogs und die Quellen der Autorin. Und wie du hier bei meiner Geschichte siehst, kann es sich immer lohnen, hier mal rein zu schauen.

Das Buch ist zusätzlich mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Bildern und anderen Abbildungen versehen. Es beinhaltet unzählige Erfahrungs- und Geburtsberichte, sowie Interviews.

Das Cover des Buches zeigt eine Welle, was meines Erachtens ein sehr passendes Bild ist. Da mir das Wort „Wehe“ auf Grund des damit assoziierten Bildes der Schmerzen unter den Wehen überhaupt nicht gefällt, sage ich viel lieber „Welle“ zu den Wehen. Das ergibt gleich einen anderen Sinn: Wenn eine Welle auf dich zu kommt, hast du zwei Möglichkeiten. Du kannst gegen sie ankämpfen und dich dagegenstellen und damit riskieren, dass sie dich voll und ganz umhaut oder aber du springst auf, lässt dich ganz auf sie ein und surfst auf ihr. Denn genau so läuft das auch unter Geburt.

Die Frau, die mein Mann überzeugte – Sarah Schmid von „Alleingeburt“

Sarah Schmid ist selber Ärztin. Sie verbrachte in ihrem Studium lang genug Zeit in der Gynäkologie, dass für sie direkt klar war, dass sie dort keines ihrer Kinder zur Welt bringen möchte. So hatte sie bei ihrem ersten Kind eine Hausgeburt mit einer Hebamme. Doch da ihre Hebamme des Vertrauens leider eine andere Geburt begleitete, als ihre Geburt in Gang kam, bekam sie nun Besuch von einer Vertretungshebamme, mit der sie sich so gar nicht wohl fühlte. Ihr Muttermund öffnete sich zwar unter der Geburt, doch sie hatte ziemliche Schmerzen und es ging nicht vorwärts. Als die Themen Klinik und Kaiserschnitt aufkamen, wusste Sarah, dass sie jetzt etwas tun müsste, um ihrem Horrorszenario eines Kaiserschnittes aus dem Weg zu gehen. Und so entschied sie sich nur noch auf ihren Körper zu hören und sich mit diesem zu verbinden und fing dadurch an, stehend ihr Becken zu kreisen. Kurze Zeit später hatte sie ihre Tochter zur Welt gebracht. Dieses Erlebnis lehrte sie, dass nur sie selbst wissen kann, was für sie, ihre Geburt und ihr Baby gerade richtig ist.

Die Signatur von Sarah Schmid in meinem Buch.

Zu der Zeit, als sie das Buch geschrieben hatte, hatte sie bereits vier Kinder und drei davon per Alleingeburt zur Welt gebracht. Heute hat sie acht Kinder, darunter Zwillinge, die sie ebenfalls allein geboren hatte. Ihre Geburten kann man sich auch auf ihrem Youtube-Kanal anschauen.

Sarah ist eine wunderbare, hilfsbereite Frau, die sich nun sehr für die eigenverantwortliche Geburt und selbstbestimmte Mutterschaft einsetzt. Hierzu ist sie auch auf Facebook präsent (Selbstbestimmte Mutterschaft Facebookgruppe, Alleingeburt mit Zwillingen Facebookgruppe, Sarah Schmid Facebookseite). Dort begleitet sie die Frauen und gibt ihnen Input. Genauso wie auf ihrem Youtube-Kanal oder Instagram. Ihre Homepage findest du hier (klick)!

Ich hatte selber schon des Öfteren Kontakt zu ihr aufgenommen. Ich stellte ihr meine offenen Fragen zu meiner eigenen Alleingeburt als Erstgebärende über den Facebook Messenger oder fragte etwas, um Freundinnen zu helfen. Ich bekam jedes Mal eine freundliche, fundierte, hilfreiche Antwort zurück.

Ihr Buch hatte ich mir damals selber über die App Kindle gekauft. Für diesen Beitrag hab ich sie nach einem Rezensionsexemplar ihres Buches gefragt und sie hat es mir daraufhin kostenlos zugesendet.

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