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Jennys Hausgeburt nach einem Kaiserschnitt

“Einmal Kaiserschnitt – immer Kaiserschnitt!?”

Dass diese Aussage nicht stimmt haben bereits so viele Frauen bewiesen. Heute geht es in diesem Beitrag um eine Alleingeburt nach einem Kaiserschnitt.

Jenny, 33 Jahre alt, aus Baden Württemberg hatte bei ihrem ersten Kind eine Hausgeburt die abgebrochen wurde und im Kaiserschnitt endete. Ihr zweites Kind wurde in einer heilsamen Hausgeburt empfangen. Durch ihre Erfahrungen die sie durch die 2. Schwangerschaft und Geburt gewinnen durfte, weiß sie aus heutiger Sicht wie sie den Kaiserschnitt damals wahrscheinlich hätte verhindern können. Jenny möchte sich nun in naher Zukunft zur Doula/Birthkeeperin ausbilden lassen, weil sie gerne noch mehr Frauen zu einem wunderbaren Geburtserlebnis verhelfen möchte.

Hier findest du sie auf Instagram.

Achtung Trigger (erst bei der nächsten Überschrift weiterlesen, wenn du keine negativen Berichte lesen möchtest): Die Geburt ihres Sohnes Lian - eine Hausgeburt die im Kaiserschnitt endete

Jenny hat sich für diese Geburt leider nur mit einem normalen Geburtsvorbereitungskurs, welcher ihr dann für die Geburt leider überhaupt nichts gebracht hat, vorbereitet. Die Hausgeburt endete dann im Kaiserschnitt.

“Ausführlicher Rückblick zur Geburt meines Sohnes 2017:

Ich habe damals keinen Geburtsbericht für die Gruppe verfasst, obwohl ich mir es in der Schwangerschaft fest vorgenommen habe. Da die Geburt meines Sohnes ganz anders verlief als ich es mir gewünscht habe, und ich lange an seiner Geburt zu knabbern hatte, fühlte es sich für mich falsch an, seine Geburtsreise hier zu veröffentlichen. Jetzt gebe ich euch einen ausführlichen Rückblick mit Triggerwarnung:

Geplant war eine Hausgeburt, weil es sich für mich damals schon falsch anfühlte, ins Krankenhaus zu gehen. Ich hatte immer vor Augen, selbstbestimmt und in meinen Tempo zu gebären. Trotzdem habe im Nachhinein festgestellt, dass ich mich nicht gut genug auf die Geburt vorbereitet hatte, vor allem weil ich mir nie die Fragen stellte: Was brauche ich eigentlich, um völlig entspannt zu sein? Was könnte mich in irgend einer Weise hemmen? Mein Sohn sollte damals bei meinen Eltern in der Wohnung geboren werden, weil mein Mann und ich noch keine eigene Wohnung hatten. Deshalb folgte ich der Devise: Lieber in der Wohnung meiner Eltern als im Krankenhaus. Was im Nachhinein aber für mich doch nicht richtig war, da ich mich in dieser Umgebung nicht öffnen konnte. Meine Eltern hatten leider überhaupt kein Verständnis für meinen Wunsch nach einer Hausgeburt. Wollten es mir zwischendurch sogar “verbieten” mein Kind Zuhause bei ihnen zu gebären. Ich sollte gefälligst ins Krankenhaus gehen. Zuhause sei es viel zu gefährlich. Nach langen Gesprächen konnte ich sie dann noch umstimmen. Mein Mann unterstütze mich sofort in meinem Wunsch. Für ihn war klar, dass eine Geburt ein natürlicher Prozess ist, der Zuhause viel entspannter verlaufen kann als in einer fremden Umgebung mit fremden Menschen. Ich bin ihm sehr dankbar dafür.

Es war punktgenau 40+0 als sich morgens um 8 Uhr leichte Wehen einstellten. Ich beobachtete meinen Körper 1-2 Stunden und gab dann meiner Hebamme Bescheid. Sie kam um 12 Uhr vorbei und wir schrieben ein CTG auf dem schon Wehen im Abstand von 4-5 Minuten zu sehen waren. MuMu war aber noch fest verschlossen und Gebärmutterhals ebenfalls 2cm übrig. Nachdem ich dann mit meiner Mutter Mittagessen gemacht hatte (es war ein Sonntag, deshalb waren alle in der Wohnung, mein Vater, meine Mutter, meine Schwester, mein Mann und ich) wurden die Wehen stärker sodass ich jedes mal aufstehen und mich am Stuhl abstützen musste, um die Wehen dann mehr oder weniger zu “verjammern”.

ca. 16.30 Uhr kam eine Vertretungshebamme zu uns, um nach mir zu schauen. Meine eigentliche Hebamme war gerade auf einer anderen Hausgeburt. Sie untersuchte mich. MuMu 2-3cm geöffnet. Nachdem sie ging legte ich mich ins Wohnzimmer zu meinen Eltern auf das Sofa und verjammerte dort die Wehen. Der Fernseher war die ganze Zeit an, was mich etwas störte.

um 22 Uhr kam dann endlich meine Hebamme. Ich lag immer noch auf der Couch und jammerte. Sie untersuchte mich. MuMu 6cm, wir freuten uns und sie fragte mich, ob ich gerne in die Wanne möchte?

Mein Mann ließ dann Wasser ein und ich stieg in die Wanne. Meine Mutter bereitete mit meiner Hebamme das Wohnzimmer für die Geburt vor (Ich hatte vor, in diesen Zimmer zu gebären).

Als ich in die Wanne stieg, kam für mich die absolute Entspannung. Nur mein Mann und ich ganz alleine im Badezimmer, das warme Wasser sorgte dafür, dass ich längere Pausen hatte und die Wehen auch plötzlich viel erträglicher wurden. In den Pausen konnte ich wieder ganz normal reden, lachen, Witze reissen mit meinem Mann. An Land fühlte ich mich vorher eher wie ein zappelnder Fisch, so völlig gelähmt durch die Wehen.

Meine Hebamme wollte allerdings, dass ich nur auf der linken Seite in der Wanne liege. Wegen der Nabelschnur sagte sie. So ganz habe ich das bis heute nicht verstanden. Aber ich gehorchte. Leider hatte ich nach 2 Stunden “auf der linken Seite liegen” keine Lust mehr auf die Wanne, obwohl es sich so schön anfühlte. Deshalb wollte ich um ca 24 Uhr raus steigen.

Also raus aus der Wanne, nur um dann die volle Wucht der Schwerkraft mit der nächsten Wehe zu ertragen. Ich zog mir ein Oberteil über und ging ins Wohnzimmer, wo meine Mutter auf uns wartete. Sie wollte natürlich dabei sein wenn das Baby geboren wird. Auch ein großer Fehler, wie ich im Nachhinein feststellte.

Meine Hebamme untersuchte mich: MuMu 8cm. Super!

Das Wohnzimmer sah plötzlich so steril aus. Überall lagen wasserdichte Unterlagen, das ganze Sofa war abgedeckt, der Raum wirkte auf mich so unsympathisch. Erschwerend kam noch hinzu, dass der Fernseher permanent lief, das Licht prall angeschaltet war, der Ofen, welcher in diesem Zimmer stand, war viel zu warm (meine Mutter hat an diesem Abend extra viel Holz reingeworfen) und meine Hündin wurde weg gesperrt ins Zimmer nebenan. Ich hörte sie die ganze Zeit jammern und an der Türe kratzen. Außerdem kam ich mir vor wie auf einem Präsentierteller. Ich kniete auf dem Boden und verjammerte die Wehen, hielt mich zwischendurch an meinem Mann fest, wurde aber natürlich immer von meiner Mutter und meiner Hebamme beobachtet. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich mich in diesem Umfeld nicht öffnen konnte? Ich jedenfalls fühlte mich total blockiert. Eben war es doch noch so schön in der Wanne!

Ich wollte mein Unbehagen aber auch nicht mitteilen, wollte niemandem auf den Schlips treten, gar meine Mutter aus dem Zimmer schicken, sie könnte ja dann beleidigt mit mir sein. Oder meine Hebamme darum bitten, meinen Hund zu uns zu holen. Nein, ich äußere diesen Wunsch lieber nicht, sie könnte das ja unhygienisch finden. Deshalb ertrug ich die Situation bis ca 1.30 Uhr.

meine Hebamme schaute natürlich zwischendurch immer wieder nach den Herztönen. Plötzlich wurde sie ernster und teilte mir nach einer weiteren Untersuchung mit, dass der MuMu immer noch auf 8cm war und sie mir gerne ein Schmerzmittel spritzen würde, da sie merkt dass es gerade nicht weiter geht. Dieses Schmerzmittel könne sie mir aber nur im Krankenhaus spritzen, weshalb sie gerne abbrechen würde. Ich überlegte kurz, wollte überhaupt nicht ins Krankenhaus, ich wollte einfach nur zurück in die Wanne! Aber ok, die Frau begleitet seit 30 Jahren Hausgeburten, ich vertraue ihr, sie wird wissen was das Richtige für mich ist.

Also zogen mein Mann und ich uns an. Meine Mutter (sie ist allgemein sehr emotional) wünschte mir mit Tränen in den Augen “viel Glück” und ich sah ihr natürlich sofort an, dass sie uns in das Krankenhaus begleiten möchte. Ich kenne sie ja schließlich sehr gut :D. Ich wollte nicht dass sie mit geht, gerade weil sie so emotional ist und ich im Moment eher Menschen gebraucht hätte, die standhaft genug sind, um MICH zu stützen. Aber gut. “Willst du nicht mitkommen?” Waren meine Worte. Es ist jetzt vielleicht eine Ausrede, aber ich bin (leider) so erzogen worden, es anderen immer recht machen zu wollen und meine Bedürfnisse dafür hinten anzustellen. Auch in dieser Situation.

So fuhren wir dann in das ca 25 Minuten entfernte Krankenhaus. Meine Hebamme voraus, mein Mann, meine Mutter und ich im anderen Auto hinterher. Die Wehen waren ziemlich heftig, es war fast unerträglich für mich diesem Geruckel im Auto standhaft zu bleiben.

Im Krankenhaus angekommen fing dann genau das an, was ich niemals wollte: eine Intervention nach der anderen. Und es endete auch so wie ich es niemals wollte. Wir kamen im Kreissaal an, ich sollte mich im Vierfüßler auf das Bett stützen. Zugang, CTG, untenrum frei machen. Plötzlich waren da so viele Menschen im Raum, mir war es aber völlig egal, ich war so beschäftigt mit den Wehen. Meine Hebamme “gestand” mir, dass sie nicht wegen einem Schmerzmittel mit mir ins Krankenhaus wollte. Zuhause stellte sie wohl fest, dass die Herztöne plötzlich nicht mehr gut waren. Sie wollte mich aber nicht verunsichern und erzählte mir deshalb die Story mit dem Schmerzmittel.

Also kniete ich da so im Vierfüßler auf dem Kreisbett, der Arzt kam rein und wollte mich in Rückenlage untersuchen, deshalb musste ich mich in einer Pause schnell umdrehen. Um uns herum immer noch so viele Menschen. Schwestern, Ärzte, wer auch immer. In meiner Erinnerung war es sehr hektisch. Der Arzt teilte mir mit (Ich habe seine Worte noch so deutlich im Kopf): “Also Frau M., wenn die Herztöne nicht besser werden, muss ich Ihnen was anderes erzählen!” Die Fruchtblase wurde geöffnet, Fruchtwasser grün. Am Kopf meines Sohnes sollten wohl so Kleberchen befestigt werden, um den Sauerstoffgehalt im Blut zu messen. Die Kleberchen hielten wohl nicht richtig, sodass nach viel Gefummel das ganze abgebrochen und Blut vom Köpfchen genommen wurde. Ich musste zwischendurch immer wieder aus der Rückenlage in den Vierfüßler wechseln. Meine Hebamme war der Meinung, dass man im Vierfüßler am besten gebären kann, der Arzt wollte mich aber in Rückenlage um Untersuchungen durchzuführen. So musste ich mich ständig in eine andere Position begeben. Die Wehen waren inzwischen so heftig, dass ich den ganzen Kreissaal zusammengeschrien habe.

Nun, Blut wurde vom Köpfchen genommen und ich habe den Arzt in einer Wehenpause noch gefragt, wie lange die Auswertung des Blutes dauert? “so ca eine Minute.” sagte er mir.

Die ganze Zeit saß meine Mutter leicht hinter mir auf einem Stuhl. Ich hörte sie während der ganzen Untersuchungen schluchzen und verdrehte innerlich permanent die Augen.
Aber ich bin selbst schuld, habe ihr schließlich erlaubt dabei zu sein. Mein Mann stand neben mir am Bett, er war total hilflos.

Die Auswertung des Blutes ergab, dass die Sauerstoffsättigung noch gut war. Trotzdem wurde ich sofort dazu angehalten, auf ein anderes Bett zu krabbeln um mich dann in den OP zu schieben. Es ging alles so schnell, ich war plötzlich im OP, immer noch im Vierfüßler und eine Schwester sagte mir, dass es jetzt kurz brennt weil meine Hebamme mir einen Katheter legt. Es hat mich in diesem Moment sehr beruhigt, dass meine Hebamme die ganze Zeit anwesend war und auch bei der OP assistierte (sie ist seit Jahren auch Beleghebamme in diesem Krankenhaus). Ich sollte mich in Rückenlage begeben und sah nur noch, wie mein Bauch mit einer braunen Substanz bepinselt wurde, ich bekam eine Maske auf das Gesicht und schon war ich weg.

Ich wachte kurz auf nachdem ich aus dem OP geschoben wurde. Meine Mutter und mein Mann standen neben mir und ich wollte nur wissen wo mein Kind ist. “Er wird gerade noch untersucht” sagte mein Mann. “Wie heißt er denn?” fragte meine Mutter weinend. “Lian” antwortete ich und wurde plötzlich wieder bewusstlos.

Im Aufwachraum kam ich zu mir. Es war ca 6 Uhr. Mein Mann saß schlafend auf einem Stuhl neben mir. Mein Bauch war weg und mein Kind war auch weg. Ich wusste nicht wo er ist, wollte zu ihm, konnte mich aber nicht mitteilen da sich niemand sonst im Raum befand und ich noch viel zu schläfrig war. Ich bin dann noch mal eingeschlafen bis ca 8 Uhr (es hing eine Uhr im Raum, deshalb weiß ich die Uhrzeiten)

Dann um 8 Uhr wachte ich auf als eine Schwester in den Aufwachraum kam um nach mir zu sehen. Ich fragte sie wo mein Kind ist. Er ist auf der Frühchen-intensiv weil er kurz nach dem Kaiserschnitt Anpassungsstörungen hatte. Ich wurde auf mein Zimmer geschoben, mein Mann war die ganze Zeit dabei. Da lag ich nun in meinem Zimmer und konnte mein Baby immer noch nicht sehen. Ärzte kamen rein um mit mir noch einmal zu sprechen, ich wurde noch mal untersucht, meine Hebamme kam auch nochmal rein um mich nir zu sprechen und so ging es dann bis ca 12 Uhr.

ENDLICH durfte ich mich in den Rollstuhl ziehen um zu meinem Sohn gefahren zu werden. Er war in einem anderen Stockwerk.

Wir fuhren in dieses Zimmer in welchem mehrere Babys lagen, jedes in seinem “Bett” und mir wurde mein Sohn gereicht.

Dieser Moment war so krass für mich weil ich ihn sah und sofort wusste, dass das MEIN Kind ist. Er sah genauso aus wie mein Opa, der starb als ich 3 Jahre alt war und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mein Opa mir ganz nah ist. Es hört sich vielleicht etwas komisch an, aber als ich meinen Sohn zum ersten mal sah, fühlte es sich nicht so an als würde ich einen neuen Menschen kennen lernen, sondern einen alt bekannten Menschen nach langer Zeit endlich wieder treffen.

Lian
geboren am 20.02.2017
04.36 Uhr
2630g
51cm lang
35cm KU

Das Stillen klappte sehr gut. Die Schwestern und das gesamte Krankenhaus waren sehr bemüht den Frauen den Stillstart zu erleichtern. Nach einer Woche durften wir das Krankenhaus verlassen.”

Triggerwarnung ist hier zu Ende!! Die Hausgeburt ihrer Tochter Lilli

Jenny in ihrem Geburtspool zuhause während der Geburt - mit dabei: ihr Sohn Lian (klicke auf das Bild um zum Geburtspool zu gelangen)*

Wie hat sie sich auf die Hausgeburt vorbereitet?

– Hypnobirthing Kurs (2:1 – mein Mann und ich & die Kursleiterin – hat mir viel für mein Geburtssetting gebracht)
– habe mir ganz klar gemacht, was genau ich für die Geburt brauche (Umfeld, Helfer, Setting etc.)
– Affirmationen auf einer Tafel im Schlafzimmer
– immer wieder meine Traumgeburt vorgestellt

Ihre Ausrüstung für die Alleingeburt:

Pool*
Handtücher* für um den Pool herum und später für Mama und Baby
– Entspannungsmusik
Wasserkocher* um heißes Wasser nachzufüllen 
Kescher* für Kaka (kam bei dem Prozess auch mit raus) 
– Schüssel für Plazenta
Schere* für die Nabelschnur (muss nicht steril sein)
Nabelschnurbändchen* (wer will)
– Decke
– Kleine Snacks

Geburtsbericht der Hausgeburt

“Juni 2019 wurde ich erneut schwanger. Diesmal sollte es ganz anders laufen. Diesmal bestimme ICH wer bei der Geburt dabei ist und wer nicht, welche Menschen brauche ich, um mich dem Geburtsgeschehen völlig hinzugeben? Mich zu öffnen und immer bei mir zu bleiben? Ich wollte eine Alleingeburt. Nur mein Mann, mein Sohn und ich. Wir machten einen Hypnobirthing-Kurs der mir noch einmal richtig viel Kraft gegeben hat und mir zeigte, was ich eigentlich brauche um völlig offen zu sein.

Die zweite Schwangerschaft verlief, wie die erste auch, komplikationslos. Diesmal ließ ich mich ausschließlich von einer Hebamme begleiten (in der ersten Schwangerschaft war ich bei Hebamme und Frauenarzt). Habe nur einen US machen lassen und war immer bei mir und meinem Baby. Es war schön, einfach nur schwanger zu sein ohne das ständige CTG, die Ultraschalle usw. Ich hatte immer wieder die kommende Geburt vor Augen und malte mir meine Traumgeburt aus, ganz romantisch im Kerzenschein mein Kind zu gebären.

Es sollte auf jeden Fall eine Wassergeburt im Pool werden. Diesen besorgte ich mir schon Monate vorher.

Als ich bei 40+3 war lies ich noch diesen Routine-Schall beim Arzt machen. Er riet mir von einer Hausgeburt ab, da das Baby seinen Schätzungen nach zu schwer war. 3800g sollte es wiegen und es sei bei so einem schweren Baby wahrscheinlicher, dass die Kaiserschnittnarbe während der Geburt auf geht. Ich habe seine Worte nur belächelt und bin wieder nach Hause gegangen, immer wieder in Gedanken bei meiner kommenden absoluten Traumgeburt.

Ein paar Stunden später ging es dann auch los.
Ich merkte in der Nacht um ca 1 Uhr plötzlich einen kleinen Schwall Wasser zwischen den Beinen und bin gleich in großer Vorfreude auf die Toilette gegangen. Ich war mir nicht sicher ob es tatsächlich Fruchtwasser war. Meine Hebamme hat mir ein paar Teststreifen da gelassen. Sie verfärbten sich blau, also schien es wirklich Fruchtwasser zu sein. Es stellten sich auch 10 Minuten später leichte Wehen ein. Ich war immer noch im Bad und kniete auf dem Boden mit meiner Wehen-App und feierte jede Wehe die da kam.

Sofort kam das Gefühl in mir auf, mich in jeder Wehe völlig fallen zu lassen. Ich erinnerte mich immer daran, den Kiefer locker zu lassen und das Becken zu entspannen. So kam es dann auch, dass ich so völlig euphorisch in meinem Loslass-Prozess das ein oder andere Handtuch auf dem ich kniete vollzupinkeln. Ich fühlte mich so entspannt.

Nach ca 1 Stunde bin ich dann raus aus dem Bad und ging in unser Wohnzimmer. Auf dem Tisch habe ich einen großen Stapel Handtücher vorbereitet. Ich stützte mich in jeder Wehe darauf ab und konnte so total gut mit den Wehen umgehen. Mein Mann wachte auf und ich sagte ihm dass es los geht. Er ging dann aber noch einmal ins Bett weil ich alleine sein wollte.

Um ca 3 Uhr weckte ich ihn dann und bat ihn, den Pool aufzubauen. Er bereitete alles vor und war vor Aufregung manchmal etwas verpeilt worüber wir dann dauernd lachen mussten. Um 4 Uhr ist Lian dann wach geworden und wollte natürlich nicht mehr schlafen. Der tolle Pool im Wohnzimmer war viel zu verlockend. Mein Mann rief die Hebamme an und brachte sie immer wieder zwischendurch auf den neusten Stand. Geplant war zwar eine Alleingeburt von der die Hebamme auch wusste, trotzdem wollte ich dass sie immer Up-to-date bleibt.

Ich setzte mich in den Pool rein und fand schnell eine entspannte Position im Liegen. Mein Sohn spielte neben mir im Wasser während mein Mann sich um die Befüllung kümmerte. Schnell war es mir aber unangenehm mein spielendes Kind neben mir im Wasser zu haben. Mein Mann nahm ihn raus und spielte mit ihm während ich mich dann voll auf die Wehen einstellen konnte.

In jeder Wehe habe ich ganz bewusst mein Becken locker gelassen und habe alles raus gelassen was da kam. Mein Mann stand zwischendurch mit dem Kescher daneben 😂 aber es hat sich so richtig angefühlt. Die komplette Eröffnungsphase war so leicht und überhaupt nicht schmerzhaft. Wenn das so bis zum Schluss geht kann ich behaupten, dass ich eine leichte Geburt hatte, so waren meine Gedanken.

Ich lag Stunden lang im Pool und beobachtete meinen Körper und mein Baby, welches fleissig mithalf. In jeder Wehe hat es sich mit den Füßen abgestützt und nach unten gedrückt. Der Schleimpfropf ging in großen Mengen ab. Das kannte ich von der ersten Geburt nicht.

Irgendwann spürte ich einen Druck in der Scheide und ich habe noch bewusster losgelassen, habe alles entspannt und mir immer wieder gesagt “genieße die Wehenpause” so ging das dann noch einige Zeit.

Dann plötzlich in einer Wehe hatte ich starken Pressdrang. Ich habe mich hingesetzt weil es sich nicht mehr so richtig anfühlte. Ich wusste nicht wie ich mich platzieren sollte. Dieser Pressdrang war so unangenehm. Ich habe hier in der Gruppe so oft gelesen, dass das Pressen eine Erleichterung sein soll. War bei mir leider überhaupt nicht so. Ich hing dann im Vierfüßler über dem Beckenrand und die Presswehen übermannten mich. Ich fühlte mich so hilflos ausgeliefert und jede falsche Bewegung löste die nächste Presswehe aus.

Zwischendurch versuchte ich zu fühlen. Ich glaubte, dass da irgendwas falsch oder blockiert ist. Ich tastete und fühlte etwas hartes. Ist das jetzt das Köpfchen?? oder ist das irgend ein komischer Knochen in meinem Becken??? 😅 Ich sagte meinem Mann, dass er bitte die Hebamme rufen soll, irgendwas stimmt hier nicht.

Ich wusste mir nicht anders zu helfen und steckte mir ein Handtuch in den Mund auf das ich während dem Pressen immer wieder biss. Es brachte aber nur wenig Erleichterung. Ich kann dieses Gefühl der Presswehen gar nicht beschreiben, es ist so eine Urgewalt die da über mich herein brach und der ich einfach nicht Herr werden konnte. Ich wollte gar nicht pressen, ich wollte veratmen und meinen Körper alleine schieben lassen. Aber das war mir fast nicht möglich.

Nach ca 1 Stunde kam dann meine Hebamme und gleich die zweite Hebamme hinterher. Ich jammerte, dass ich das niemals schaffe. In Gedanken fluchte ich, dass ich NIE MEHR ein Kind bekomme und wenn doch, dann nur per Kaiserschnitt. Wer tut sich denn sowas bitte freiwillig an??? Meine Hebamme kniete sich zu mir runter und sprach mir gut zu. Ich bat sie zu fühlen, sie meinte, dass das Köpfchen sehr tief ist. Ich wollte aber keine einzige dieser schrecklichen Presswehen mehr haben. Es sollte JETZT SOFORT vorbei sein.

Ich spürte wie es anfing zu brennen und jammerte wieder, dass das Baby da niemals durch passt und ich das nicht schaffe, meine Hebamme beruhigte mich (oder versuchte es zumindest) während mich die nächste Presswehe übermannte. Ich fing an zu hecheln weil ich nicht Pressen wollte. Das funktionierte ganz gut. Ich spürte wie das Köpfchen über den Damm kam und plötzlich heraus ploppte. Auf einmal war das Brennen weg und ich spürte Erleichterung, wusste aber dass ich noch mindestens eine dieser schrecklichen
Wehen ertragen muss damit der Körper geboren wird. Ich spürte wie das Baby sich drehte und schon kam die nächste Presswehe in welcher ich den Körper gebar. Ich angelte zwischen meinen Beinen, griff den Fuß des Babys und zog es zu mir hoch. Oh mein Gott es ist endlich vorbei! Das Baby schrie kurz und beruhigte sich dann wieder. Es war sehr schnell rosig und atmete ganz entspannt.

Ich saß im Pool und die Hebammen bedeckten das Baby mit Handtüchern. Trotzdem sind wir dann nach ca 15 Minuten raus weil die Hände und Füße des Babys noch bläulich und kühl waren. Ich konnte nur mit viel Hilfe aufstehen und legte mich mit dem Baby auf das abgedeckte Sofa. Wir wurden beide zugedeckt und mein Mann schaute dann nach dem Geschlecht. Wir hatten uns beim Ultraschall zwar das Geschlecht verraten lassen, aber es könnte ja trotzdem sein dass der Arzt es falsch gedeutet hat. Nein, hat er nicht. Es ist ein Mädchen!

Nach ca 1,5 Stunden haben wir dann abgenabelt und nach ca 2 Stunden gebar ich in der tiefen Hocke die Plazenta. Die Hebammen untersuchten die Plazenta und schnitten einige Stücke heraus damit ich etwas davon essen konnte. Das Baby wurde gemessen und gewogen.

Lilly
geboren am 25.02.2020
um 12.18 Uhr
53cm
3420g

der Arzt hatte sich also beim Ultraschall um 400 g verschätzt. Von wegen “zu schwer” für eine Hausgeburt nach Kaiserschnitt.

Ich habe eine leichte Schürfwunde und einen kleinen Dammriss, den ich aber nicht nähen lassen wollte. Wir genießen jetzt unser Wochenbett in vollen Zügen und Besuch kommt erst dann, wenn wird das wollen!

Ich habe im Geburtsbericht von Lian den Part meiner Mutter extra hervorgehoben, um deutlich zu machen, wie wichtig es ist zu wissen was Frau während ihrer Geburt will. Wie wichtig es ist, dass sich jede Gebärende deutlich macht, welches Umfeld sie braucht um sich für ihre Geburt hemmungslos öffnen zu können. Das ist die Quintessenz, die ich aus der ersten Geburt mitgenommen habe. Hört in euch hinein und steht zu dem was ihr braucht. Lasst euch nichts einreden was sich falsch anfühlt. Für mich war Lillys Geburt perfekt, ich würde es nie anders machen und ich habe meinen Körper und meine Bedürfnisse noch einmal ganz neu kennen gelernt.”

Jenny mit ihrem Baby Lilli im Pool

Du hattest auch eine wunderschöne, sanfte, freie oder selbstbestimmte Geburt und möchtest, dass andere Schwangere von deinen Erfahrungen profitieren?

Dann sende mir gerne deinen Geburtsbericht per Mail zu an hallo@verbunden-verwurzelt.de.

Bitte schreibe mir folgendes dazu:

  1. Eine kleine Beschreibung zu dir (hier bitte erwähnen, ob ich dich namentlich nennen darf oder es lieber anonym bleiben soll und ob ich deine Social Media Accounts oder Website verlinken soll)
  2. Wie hast du dich auf diese Geburt vorbereitet?
  3. Was hast du für diese Geburt vorbereitet bzw. was war deine Geburtsausrüstung?
  4. Wenn du möchtest sende gerne Bilder von deiner Schwangerschaft und/oder deiner Geburt mit. Wenn du das nicht möchtest verwende ich Beispielbilder.

Wenn du mehrere schöne Geburten erlebt hast, sende mir gerne die Geburtsberichte all deiner Kinder zu.

Es ist egal, wo und mit wem du dein Kind geboren hast. Hauptsache es war eine für dich schöne, selbstbestimmte und freie Geburt.

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